Das Gasthaus " Schwendenschanze"-

im Volksmund nur das Schänzle genannt wurde von Josef Burger erbaut.


Wer aber war Josef Burger?
Der "Rohrhardsberger Sepp" wie er hier in Elzach genannt wurde oder der "Schänzlewirt", als solcher er im Schwarzwald bekannt war, wurde am 28. Dezember 1902 in Elzach geboren. Seine Wiege stand in der Alfing.

 

Josef Burger

Er erlernte das Schreinerhandwerk und arbeitete in seinem Beruf, bis er 1932 infolge der damals herrschenden Weltwirtschaftskrise arbeitslos wurde.
Schon immer war Josef Burger ein Freund der Berge, ein begeisterter Bergsteiger und Skifahrer. So reifte in ihm und seiner 1926 angetrauten Ehefrau Anna der Gedanke, auf den einsamen Höhen des Rohrhardsberges ein Rast- und Gasthaus zu errichten, denn in weitem Umkreis war dort oben keine Herberge zu finden, nachdem das alte Ochsenwirtshaus schon jahrelang nicht mehr bewirtschaftet worden war. Verständnislos schüttelten seinerzeit seine Bürger den Kopf, denn wie konnte in dieser Bergeinsamkeit einer sein Einkommen finden?

Dorthin verirrten sich doch allenthalben nur einige Beerensucherinnen. Doch Josef Burger ließ sich nicht beirren und wagte am 28. Oktober 1932 den ersten Spatenstich. Die Witterung war günstig und schon am 6. Dezember 1932 konnte das damals noch bescheidene Rasthaus aufgerichtet werden. Es erhielt den geschichtsträchtigen Namen "Zur Schwedenschanze" und erinnert an die Schanzanlagen, die letztmals im spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) eine strategische Bedeutung hatte. Die ersten Gäste wurden am Dreikönigstag des folgenden Jahres bewirtet.
Die damals noch spärlichen Skifreunde vermerkten es dankbar, daß in dieser Wintereinsamkeit nun eine Einkehrmöglichkeit bestand. Unermüdlich wurde am Ausbau des Hauses gearbeitet und eisern gespart, um am Sonntag den immer zahlreichen Wandern und Gästen etwas vorsetzen zu können. Stühle und Tische für die Gaststube und die Wohnungseinrichtung schreinerte der Besitzer selbst und die vielen Schnitzereien, die heute noch in der Gastwirtschaft zu bestaunen sind, entstanden während der Winterzeit.

Bald wurde das Haus erweitert und Unterkünfte für die Skifahrer eingerichtet. Oft drohte der Schwedenschanze während den 65 Jahren ihres Bestehens Gefahr und das nicht nur durch die Naturgewalten. Auch politische Einflüsse haben ihren Bestand mehrfach bedroht.
Wer die Gaststätte Schwedenschanze heute betritt, der weiß wohl nicht, daß ihr langjähriger Besitzer Josef Burger viele Jahre lang alle Lebensmittel und die vielen Dinge des täglichen Bedarfs im Rucksack vom Tal heraufschleppen mußte und daß erst 1948 das Haus an die Stromversorgung und 10 Jahre später an das Telefonnetz angeschlossen wurde. Welche Naturverbundenheit Josef Burger beseelte, kann nur der ermessen, dem bewußt ist, was es bedeutet, in dieser Höhenlage den Naturgewalten, Gewittern und Schneestürmen ausgesetzt zu sein.

Gaststätte Schwedenschanze
Ein gütiges Geschick hat das Anwesen oft vor Schaden bewahrt. Das dritte Reich war dem Besitzer Josef Burger nicht wohlgesonnen. Unter dem Vorwand, kirchlichen Organisationen Unterschlupf zu gewähren, sollte die Schwedenschanze politischen Zwecken dienen. Nur der ausbrechende zweite Weltkrieg verhinderte Maßnahmen, die einer Enteignung gleichgekommen wären. Nach dem Krieg hat mancher Heimkehrer vom "Burger-Sepp" nicht nur ein Vesper bekommen, sondern dort zuerst erfahren, wie es daheim aussieht. Das Gästebuch enthält viele Einträge von Menschen, die in der schweren Kriegs- und Nachkriegszeit auf der Schwedenschanze Hilfe erfahren haben.
Der Schänzlewirt Josef Burger war auch schon ein Natur- und Umweltschützer, als diese Bezeichnung noch gar nicht erfunden war. Oft sammelte er Papier und Flaschen auf, die gedankenlose Zeitgenossen auf der Bergkuppe zurückgelassen hatten. Seine Verdienste um Natur und Umwelt sind nicht zuletzt in den Ehrenurkunden des Schwarzwaldvereins und der Bergwacht dokumentiert, die in Josef Burger einen treuen Sachwalter hatten. Nur harte Arbeit und zähe Ausdauer konnte dies alles unter oft widrigen Umständen schaffen. Josef Burger, der in all den Jahren Bürger seiner Heimatstadt Elzach geblieben ist, war der Hüter des Rohrhardsberges, dessen Bergkuppe vor über 200 Jahren noch ganz der Stadt Elzach gehörte.

In seinem Testament vom 24. Mai 1983 setzte Josef Burger die Stadtgemeinde Elzach zu seinem Alleinerbe ein. Das Testament enthält Vermächtnisse und Untervermächtnisse, die die Weiterführung der Gaststätte "Zur Schwedenschanze" sichern. Ein wichtiges Anliegen schien Josef Burger die Förderung junger, begabter Mitbürgerinnen und Mitbürger gewesen zu sein, denn wie sonst hätte er in seinem Testament als Vermächtnis folgende Verfügung getroffen: "Zinsen aus dem Bargeld und Sparguthaben sind zur Ausbildung und Förderung begabter Söhne und Töchter von Bürgern..., die die dazu erforderlichen Kosten nicht aufbringen können bis zur Vollendung des 27. Lebensjahre der Geförderten zu verwenden." Mit dieser Bestimmung hat Josef Burger den Grundstein zu der heute nach seinem Namen benannten Josef-Burger-Stiftung gelegt, aus der im Sinne des Stiftungsgebers jedes Jahr junge begabte Einwohner unserer Stadt gefördert werden.
Josef Burger verstarb am 23. April 1987 in der "Schwedenschanze" auf dem Rohrhardsberg und fand auf dem Elzacher Friedhof seine letzte Ruhestätte.

 

Quellenangaben:
Pressebeiträge von Josef Weber zum 75. und 80. Geburtstag von Josef Burger, veröffentlich in der Badischen Zeitung vom 28. Dezember 1977 und 14. Dezember 1982.